Nachruf auf Fritz Sturm

Der ESVK verliert sein letztes Gründungsmitglied


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Fritz Sturm ist tot – die traurige Nachricht trifft den ESV Kaufbeuren ins Mark, hat den traditionsreichen Eissportverein mit dem Heimgang des waschechten Kaufbeurers doch nicht nur ein großartiger Mensch und ein hervorragender Eishockeyspieler verlassen, sondern auch das letzte noch lebende Gründungsmitglied. Eine Zäsur in der Vereinsgeschichte, die nunmehr keinen seiner Männer der ersten Stunde mehr an seiner Seite weiß.

Fritz Sturm besaß menschliche Größe, er war charakterstark und ein überaus sympathischer Zeitgenosse. In seinem Beisein fühlte man sich wohl, wahrgenommen, aufgehoben, respektiert. Ein Mann von Format, der Vornehmheit und Bodenständigkeit wie kaum ein anderer gleichermaßen auf sich vereinigte.

Fritz Sturm liebte seinen ESV Kaufbeuren und er fühlte sich ihm bis zu seinem letzten Atemzug tief verbunden. Vieles von dem verbürgten Wissen aus den allerersten Anfängen unseres Herzensvereins geht auf ihn zurück – Wissen aus erster Hand, lebendig erzählt, berührend, bewegend und echt. Fritz Sturms Erinnerungen sind ein kleines Vermächtnis und das Beste daran ist, dass er selber ein Teil seiner Kaufbeurer Eishockeygeschichten ist, denn die Geschichte des ESVK ist auch seine Geschichte.

Der gebürtige Kaufbeurer erblickte am 26. Juli 1929 das Licht der Welt. Schon bald gehörte seine ganze Leidenschaft dem Eishockeyspiel, weshalb es nicht wunder nimmt, dass er schließlich einer jener fünfundzwanzig Burschen war, die sich an einem Januarabend des Jahres 1946 in dem seinerzeit in der Schmiedgasse ansässigen Gasthof Engel versammelten, um den Eissportverein Kaufbeuren aus der Taufe zu heben. Namen wie Luggi Schuster, Georg Leitner, Max Mayer, Sepp Wannemacher, Max Amann und Walter Leitner verbinden sich mit diesem historischen Datum. „Wir wollten eine Mannschaft aufbauen. Die Gründung eines Eishockeyvereins sollte wieder Freude in unser Leben bringen“, erzählte mir Fritz Sturm einmal von jenem Nachkriegsabend im Engel, „es herrschte eine echte Aufbruchsstimmung. Wir alle waren voller Hoffnung und Begeisterung. Beim Heimgehen verspürten wir ein Hochgefühl.“

Der eishockeyverrückte Kaufbeurer, den alle nur „Fitze“ riefen, sollte aber auch auf dem Eis zu einer prägenden Figur des ersten Jahrzehnts werden. Er war pfeilschnell und ein Torjäger par excellence. Nachdem er das Abitur abgelegt hatte, absolvierte er Anfang der Fünfziger für zwei Jahre das Studium zum Textilingenieur in Krefeld, wo er als Mittelstürmer mit Preußen Krefeld die deutsche Eishockeymeisterschaft errang, am Davoser Spengler Cup teilnahm und zu Spielen nach Holland und Norwegen reiste. Nach Beendigung seines Studiums kehrte Fritz Sturm umgehend zu seinem Heimatverein zurück, um schließlich 1956 aus beruflichen Gründen seine aktive Laufbahn zu beenden.

Am 10. Februar 2020 ist Fritz Sturm von uns gegangen. Er wurde neunzig Jahre alt. Ein Urgestein der Kaufbeurer Eishockeygeschichte und ein Rotgelber durch und durch. Der ESV Kaufbeuren nimmt in Dankbarkeit Abschied von Fritz Sturm. Unsere aufrichtige Anteilnahme gehört seiner liebenswerten Frau Elisabeth. Fritz Sturm wird uns unvergesslich bleiben. Er ruhe in Frieden.

Nachruf: Manfred Kraus

Foto: Benjamin Lahr

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